Simon Hoyden: Um zu gewinnen, zu wenig gegessen, zu intensiv trainiert – und dann fast alles verloren!
Um zu gewinnen, zu wenig gegessen, zu intensiv trainiert –
und dann fast alles verloren!
Simon Hoyden – u. a. Weltmeister Duathlon Langdistanz AK25.
Meine Story.
In einer sportbegeisterten Familie aufgewachsen, bin ich schon als Kind mit meinen Eltern und meinem 10 Jahre älteren Bruder immer gelaufen und Rad gefahren. Problem: So richtig Lust hatte ich aber eher auf Fussball, daher war meine Motivation ausbaufähig. Dennoch nahm ich im zarten Altern von 10 Jahren erstmals bei einem 5 km-Silvesterlauf teil und hatte so etwas Ähnliches wie Spaß dabei. Rückblickend mein erster Gamechanger. Ich gebe allerdings zu, die kleine Liebe verflog schnell, sobald ich wieder einen Fussball sah.
Parallel dazu ist aufgefallen und ich merkte auch, dass ich bei verschiedenen Lauftests in der Schule zunehmend gut zurechtkam. Mit 12 Jahren lief beim Silvesterlauf die 10 km in beachtlichen 45 Minuten.
Zwei Jahre später kam es zum Gamechanger Nummer 2: Meine heißgeliebte Fußballmannschaft löste sich auf. Was also tun mit der Zeit? Ich begann noch intensiver zu laufen. Um meine Leistungsgrenze auszutesten trainierte ich in einem Lauftreff vier bis fünf Mal die Woche, manchmal auch mehr. Trainiert wurde nach einem Standardplan, den ich für mich anpasste und umschrieb.
Schnell ging es aufwärts zu Landesmeisterschaften. Mit 16 Jahren konnte ich vorläufig den Rheinland B-Jugend-Rekord über 10 km auf 33 Minuten verbessern. Leider wurde ich bereits in jungen Jahren schon von vielen Verletzungen geplagt. Den ursächlichen Grund, vielleicht sogar Lösungen konnte mir zunächst keiner liefern. Nach dem Abitur und Zivildienst entschied ich mich für ein Jurastudium. Nach der erfolgreichen Zwischenprüfung ging es ein Jahr in die USA – erfreulicherweise mit einem Sportstipendium in der Tasche. Hier kam ich zum ersten Mal mit Athletik und Krafttraining in Berührung. Es sollte mein Gamechanger Nummer 3 werden, gefolgt vom Gamechanger 4: demBeginn als Jugendtrainer Leichtathletik und Fitnesstrainer Firmenfitness.
In der Trainingsgruppe in Dortmund, war ich, so dachte ich damals, bei meinem Trainer (der heute in leitender Bundestrainerposition ist) gut aufgehoben. In dieser Phase wurden meine Gedanken, die ich bereits mit mit herumtrug, manifestiert: Um schnell(er) zu sein, musst du auch leicht(er) werden. Der kausale Zusammenhang, so dachte ich: Essen macht dich wahrscheinlich schwer.
Im Trainingslager in der Höhe wurde sich strikt an etablierte Laufdiäten gehalten – bekannt aus einem Laufbuch „Die Laufdiät“. In der Praxis wurden Athlet:innen explizit darauf angesprochen, dass sie abnehmen sollen und müssen. Auch ein Stück Kuchen war verpönt und wurde sogleich für schlechte Trainings- und Wettkampfleistungen verantwortlich gemacht.
Nach der Rückkehr nach Deutschland bin ich aufgrund der anhaltenden Verletzungsprobleme dann zum Triathlon gewechselt. Gleichzeitig fing ich mit einem Studentenjob als Trainer in der Nachwuchsabteilung eines Leichtathletikvereines an. Der Wechsel in den Triathlonbereich lohnte sich für mich. Fortan wurde ich persönlich von einem Personaltrainer gecoached. Auf diese Weise wurde ich Deutscher Meister Duathlon 2014 und 2016 sowie Weltmeister Duathlon Langdistanz 2015 in der Altersklasse und startete darüber hinaus in der 2. Bundesliga Triathlon.
Mein Problem: Zu diesem Zeitpunkt war nach meiner Meinung der point of no return – also die Widerstandskraft des Körpers gebrochen. Die Leistungsstärke sank deutlich, sodass eine maximale Regeneration angesagt gewesen wäre.
Ich merkte, dass ich zunehmend müde, nein, sehr müde wurde. Selbst das normale Alltagsleben fiel mir extrem schwer, an Sport war gar nicht zu denken. Nach einem Ärztemarathon liess ich mich von einer Heilpraktikerin behandeln. und gab für Behandlung und Heilmittel mehrere Tausend Euro aus. Um die Therapie zu finanzieren, fing ich an als Fitnesstrainer zu arbeiten – vor allem in der Betreuung von Firmenfitness. Das Studium der Rechtswissenschaften musste ich wegen des chronischen Erschöpfungs- und Überlastungssyndroms (CFS) leider kurz vor dem 1. Staatsexamen aufgeben.
Doch wo Schatten ist, ist oft auch Licht. Als Gamechanger Nummer 5 absolvierte ich mehrere Trainerlizenzen, darunter auch den Diplom Personal Trainer (IST). So kam ich erstmals konkret mit dem Thema Ernährung in Kontakt und analysierte meine eigene Ernährungsweise. Das Ergebnis war erschreckend: Ich hatte viel zu wenig gegessen und meinem Körper in meiner Leichtathletikzeit pro Woche 150 km Laufstrecke zugemutet. Ich wurde immer als zu schwer bezeichnet, also erschien es mir damals logisch, zu hungern und zu fasten. Im Nachgang eine grausame Entscheidung, vor der mich leider auch kein Trainer gewarnt hatte, im Gegenteil. Mittlerweile arbeite ich persönlich als auch als Trainer erfolgreich mit dem erspe Institut für Ernährungsdiagnostik zusammen.
Zusammengefasst sind meine unzähligen Verletzungen als auch das Erschöpfungssyndrom im Nachhinein ganz klar auf diesen Fehler zurückzuführen, vor dem ich andere Sportler:innen gerne ohne Dinge zu dramatisieren bewahren möchte:
Eine falsche Ernährungsstrategie mit zu wenig Energie für den Körper bei einem gleichzeitig zu hochintensivem Training haben mich und meinen Körper statt auf ein Erfolgs- auf einen viel zu hohen Stresslevel und zu einer massiven Überlastung des Körpers geführt. Mit dem Ergebnis einer gesundheitsschädlichen chronischen Erschöpfung, die mein Leben negativ beeinflusst hat.
Meine Vision lautet daher: Wer beim Training und die zu den Zielen und Potenzialen passende Ernährung sowie die Lebensumstände psychisch und physisch mit einbezieht, senkt die Gefahr von Verletzungen und nachhaltigen Erschöpfungszuständen deutlich oder kann sie sogar verhindern.
Ich freue mich, dass ich meinen Weg gefunden habe.
Danke an Jürg Hösli und sein erpse Team.
Beste Grüße
Simon