Sugusianismus bei den Ärzten. Wenn die Körper-Kontrollleuchte einfach missachtet wird.
Stress mit den Kindern? Stress am Arbeitsplatz? Müde und leer? Darf es etwas Cipralex sein? Antidepressiva werden immer öfter verschrieben, obwohl eine gross angelegte Studie darlegt, dass sie nicht mehr bringen, als ein Placebo.
Was ist Sugusianismus?
Bei mir in der Sprechstunde häufen sich die Fälle, bei denen Psychopharmaka verschrieben werden wie Sugus (Schweizer Kaubonbons), obwohl sie einen massiven Einfluss haben auf unsere Leistungsfähigkeit. Und genau das ist das Problem. Der Körper zeigt uns ja durch Symptome wie Dünnhäutigkeit und Schwäche, dass unser Lebensstil, den wir führen, ins Nirvana führt. Kommen besagte Pillen hinzu, verändert sich unsere Wahrnehmung. Unser Gefühl für unseren Körper wird betrogen oder anders gesagt: Wenn die rote Birne oder im Auto die Motor-Kontrollleuchte angeht, dann überkleben wir sie auch nicht einfach, sondern schauen nach der Ursache.
Menschen werden so hochgedopt, dass sie wieder funktionieren und malochen können. Leistung über alles, vor allem über unserer Gesundheit. Und wir fragen uns noch, warum die Gesundheitskosten steigen? Jaja, der böse Zucker muss das Problem sein. Aber auf keinen Fall der Stress und unser System, welches im eigentlichen Sinne als menschenfeindlich erachtet werden kann: zu viel Leistung, zu wenig Regeneration.
Was passiert also, wenn jemand seine Körper-Kontrollleuchte überklebt und im Alltag funktionieren will? Er überlastet sich noch mehr. Mehr Überlastung bedeutet mehr Überforderung und oft auch mehr Überförderung durch mehr essen und demzufolge einer deutlichen Körpergewichtszunahme. Weitere Krankheiten folgen auf dem Fusse und man fragt sich nur: warum das alles? Weil wir mit Psychopharmaka den Alltag durch eine rosarote Serotoninscheibe sehen und wir Überlastungszeichen des Körpers einfach «übermalen».
Lasst mich aber festhalten: nicht die Ärzte sind das Problem, denn auch Ihnen geht es nicht anders. Sie sind zu Fliessbandarbeitern «für die Gesundheit» verkommen. Der Patient will eine Lösung und das subito. Nicht der eigene Lebensstil wird hinterfragt, sondern der Arzt, wenn er keine Tablettchen präsentiert, sondern «weniger Arbeiten und mehr Ruhe». Das geht ja heute gar nicht mehr, frei nach dem Motto: Der Körper muss müssen, auch wenn er nicht mehr wollen will.
Auch mir ist klar, dass bei einer suizidalen Gefahr Psychopharmaka angebracht sind. Aber ebenso Achtsamkeit, Umarmungen und empathische Nähe, welche in unserer Leistungsgesellschaft immer mehr an Bedeutung verlieren. Wir sollten nicht nur unsere CO2-Bilanz verbessern, sondern endlich auch mal beim Menschen beginnen, der im Leistungshamsterrad gefangen ist und nicht merkt, dass sein Körper von Firmen „konsumiert“ und bei einem Burnout dann ganz schön schnell entsorgt wird.
Sport und optimale Ernährung können einiges ausgleichen.
Tipps für Menschen mit Psychopharmaka:
- Euer Körpergefühl ist gestört, darum könnt ihr NICHT mehr nach Gefühl trainieren
- Basis jedes Trainings sollte die extensive Grundlage sein
- Intensive Trainings sollte nur nach Konsultation einer Fachperson, der sich mit dem Fachgebiet auskennt, durchgeführt werden mit klaren Grenzen, insbesondere der Dauer!
- Wer immer mehr Lust auf Süsses, Salziges oder Brot hat, der sollte dringend sein Training überdenken, allenfalls deutlich weniger trainieren, weniger Krafttraining und mehr Grundlagentraining durchführen.
- Die Ernährung gehört diskussionslos in Hände einer Fachperson, der ein anerkannter klinischer Ernährungsberater ist und Erfahrung hat in der physischen Belastung.
- Es darf keine ketogene Ernährung durchgeführt werden oder intermittierendes Fasten. Beide Ernährungsformen verschlechtern langfristig den anaeroben Stoffwechsel, der auch wichtig ist für die psychologische Belastbarkeit!
Wir beraten dich gerne.
Euer Jürg Hösli