„In Ausbildung und Uni werden psycho-physiologische Zusammenhänge selten vernetzt gelehrt“
Diätologin und Dozentin beim erpse Diagnostiker Marion Essletzbichler über den Lehrgang und ihr Modul zwischen Theorie, Praxis, Sport, Ernährung und Psyche. Jetzt informieren und anmelden.
Der erpse Diagnostiker:in-Lehrgang zum Spezialisten für physio-psychologischen Ernährungs- und Trainingsdiagnostik ist komplett neu konzipiert. Was ist aus Ihrer Sicht jetzt wirklich anders und besser?
Die Vielfalt, das Ganzheitliche, das komplexe Denken ist noch einmal erweitert worden. Die Komplexität für das Verständnis eines Individuums ist in dieser Fortbildung so intensiv wie nie zuvor verpackt. Was mich besonders freut: Die mentale Stärke ist besonders gross in die Ganzheitlichkeit integriert. Die Psyche und der psychotherapeutische Ansatz für Ernährung und den Erfolg von Ernährung werden ganz bewusst berücksichtigt.
Was würdest du Interessierten sagen, wann es sich die Anmeldung lohnt?
Wenn jemand das Gefühl hat:
„Meine Klienten haben schon alles probiert – und es kommt aber zu keiner nachhaltigen, langfristigen Veränderung.
„Ich sehe, dass Psyche, Ernährung, Sport und Stoffwechsel zusammenhängen, aber mit fehlt das Gesamtbild.“
Dann ist dieser Lehrgang genau richtig.
Fasse dein Modul bitte in ein, zwei Sätzen zusammenfassen: Was nimmt der Teilnehmer mit?
Die Teilnehmenden lernen die Fallstricke aus der Praxis kennen, die in der echten Welt einfach entstehen. „Theorie versus Praxis“ – das gibt es bei mir. Und dann kommt noch ein grosser Faktor dazu: Mann–Frau-Unterschiede und was das hinsichtlich Sport, Ernährung und Psyche wirklich bedeutet. Vor allem, wie unterschiedlich Menschen mit Belastung, Essen, Training umgehen, je nach Biografie und Geschlecht.
„Theorie versus Praxis“. Wie gross ist diese Lücke wirklich?
Naja, die sterilen Situationen im Klassenzimmer sind bekanntlich einfach anders als in der echten Welt. In der Praxis kommen spontane Befindlichkeiten dazu, Ereignisse, die im Leben passieren und genauso Platz finden müssen: Jemand kommt völlig übermüdet, jemand bringt eine akute gesundheitliche Sorge mit, jemand steht unter massivem beruflichem Stress u.v.m. Dann ist es wichtig für den Gesundheitsprofi, den roten Faden nicht zu verlieren und zu wissen, wie man von der Norm abweichen kann und darf. Genau das vermitteln wir alle beim Diagnostiker-Lehrgang: Wie wende ich Wissen an, wenn der Alltag sich nicht an das Skript hält.
Viele Teilnehmer sind bereits sehr erfahren – Ärzte, Therapeuten, Trainer. Warum brauchen die überhaupt noch so einen Lehrgang?
Ich erlebe in meiner Welt – aus Ernährungswissenschaft und Diätologie – dass jede Berufsgruppe „blinde Flecken“ hat. Genau diese kann erpse einfach einzigartig gut darstellen und aufdecken. Das macht es aus. Medizin, Ernährung, Training, Psyche, Lebensstil – das ist in der Realität nicht getrennt. Aber in der Ausbildung und Uni wird es selten so vernetzt gelehrt. Deshalb saugen viele das Wissen im Diagnostiker-Lehrgang regelrecht auf. Ich höre immer wieder von den Teilnehmenden: „Endlich sagt jemand nicht nur was, sondern auch warum – und wie es im Alltag funktioniert.“ Außerdem ist der lebendige Austausch interdisziplinär ein zusätzlicher Wissensgewinn.
Die Welt wird schneller, die Belastungen komplexer, das wirkt sich auf die Gesundheit aus. Wie ist Ihr Rezept?
Eindeutig hat sich ganz viel verändert. Die Schnelligkeit wird immer schneller, die Umfänge und Möglichkeiten werden immer grösser. Wir können alles tun – 24 Stunden am Tag – und am besten geht alles in zwei Sekunden. Durch diese Fülle an Optionen können viele nicht mehr ruhig sein, nicht mehr innehalten. Und genau dieses Innehalten, dieses Zur-Ruhe-Kommen – das können die wenigsten noch.
Dazu kommt die Bedrohungsebene: Atomkrieg, politische Unsicherheit, Klima – „wann kommt der nächste Orkan, die nächste Überschwemmung?“ Diese Unsicherheit ist ein maßgeblicher Stressor für Physis und Psyche. Viele ziehen sich in eine Bubble zurück oder in die volle Selbstkontrolle, um sich eine Art Sicherheit vorzugaukeln. Da entsteht ein Überfokus auf sich selbst – mit extremen Ausprägungen wie gestörtes Essverhalten, übermässiger Sport und permanente Kontrolle. Nicht, weil die Menschen „schwierig“ sind, sondern weil sie sich schützen wollen.
Sie arbeiten viel mit Sportlerinnen und Sportlern. Wie hat sich die „ambitionierte Hobbysportler-Generation“ verändert?
Der/die „ambitionierte Hobbysportler:in“ heute hat oft die Ausrüstung einer/s Profisportler:in, er hat Coaches, Trainingsplanung – wie ein/e Leistungssportler:in. Man findet auch die Zeit für das Training. Aber: Niemand bedenkt die Regenerationszeit. Das ist der größte Unterschied! Regeneration ist aber Teil des Trainings! Viele wollen die Resultate eines Profis und auch so aussehen – aber sie haben nicht das Umfeld: keine psychologische Betreuung, keine Masseure, oft nicht genügend Schlaf, aber dafür zwei kleine Kinder, einen Hund und einen Vollzeitjob. Diese Diskrepanz ist vielen nicht klar. Genau hier setzen wir an: Was kann der Körper wirklich leisten – und was kostet das mental, hormonell, stoffwechselbedingt?
Warum lässt sich nicht jeder dabei unterstützen, sein Wohlbefinden und seine Gesundheit zu optimieren?
Die Kosten spielen sicher eine Rolle – aber das ist eine Frage von Werten und Prioritäten. Was ich sehr oft höre: Viele haben schon eine Diät probiert, eine Ernährungsberatung gehabt, waren einmal im Fitnessstudio – und der Erfolg ist ausgeblieben. Oder er war nur kurz da. Sie kennen Einzellösungen – Diät hier, Training dort – aber nicht ein Konzept, das Psyche, Ernährung, Stoffwechsel und Bewegung tatsächlich praxisorientiert zusammendenkt. Das ist erpse. Genau da sehe ich den Diagnostiker-Lehrgang: als Kompetenzzentrum für eine messbare, wissenschaftliche evidenzbasierte und jeweils individuell im Alltag umsetzbare Lösung.
Es gibt viele Vorurteile, wenn es um Ernährungsoptimierung geht. Was sind die häufigsten?
Einer der Hauptpunkte ist Askese und Verzicht. Viele denken: „Wenn ich zu euch komme, muss ich verzichten. Ich muss meine Sicherheit aufgeben, in der ich mich gerade bewege. Ich darf dann nur noch Äpfel und Salat essen.“ Bei erpse ist das Gegenteil der Fall: Wir schauen individuell, was sinnvoll ist – und was realistisch. Ernährung soll nicht Strafe sein, sondern Werkzeug für ein gutes Leben.
Wie sieht es mit dem psychologischen Part aus? Viele scheuen sich doch davor, sich selbst „zu genau“ anzuschauen.
Ja, das ist ein wichtiger Aspekt. Einige erpse-Klienten wollen mit den persönlichen oder psychologischen Fragebögen nichts zu tun haben. Sie haben da eine Blockade, wollen sich selbst nicht so genau beleuchten. Das ist eine Schutzreaktion: Angst vor Veränderung, Angst vor Konfrontation. Dann höre ich Sätze wie: „Das mit der Psyche hat mit der Ernährung nichts zu tun, das brauche ich nicht.“ Aber gerade in der Diätologie und Ernährungsmedizin sehen wir: Ohne psychische Dimension ist nachhaltige Veränderung nicht möglich. Im Diagnostiker-Lehrgang lernen Teilnehmende, behutsam, respektvoll und gleichzeitig klar in diese Themen hineinzuführen – ohne jemanden zu überfahren. Das ist eine Kunst.
