Zucker – ein gefährlich geiles Zeug
Von Jürg Hösli, Gründer, erpse Institut
Es überschlagen sich die Politiker und Hobby-Verschwörungstheoretiker, wenn es um den Zucker geht. Zucker ist Mord, Zucker ist eine Droge, Zucker fördert Krebs sind nur ein paar Aussagen, welche auch immer wieder in einschlägigen Foren herumgeistern. Ich versuche in diesem Blog etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Um es kurz zu machen. Zucker hat tagsüber keinen Platz in der Ernährung und bringt folgende Probleme:
- Zucker, also Saccharose oder Haushaltszucker, besteht aus Glukose und Fruktose. Wenn wir Süssgetränke über den Tag konsumieren, dann führen wir eine grosse Menge dieser Fruktose zu, was zu einer Leberverfettung führen kann.
- Wenn wir Zucker über den Tag konsumieren, dann führt die zu einer folgenden Unterzuckerung mit Hungerattacke, Lust auf Süsses, Salziges oder Brot. Das heutige Brot der Grossbäckereien ist übrigens noch schlimmer bezüglich folgender Unterzuckerung. Hier heisst es: Finger weg!
- Zucker erhöht den anaeroben Anteil des Stoffwechsels, senkt darum auch den aeroben Stoffwechsel, somit auch die Regenerationsfähigkeit usw. Zucker verschlechtert also die Sauerstoffaufnahme, das wollen wir ja alle nicht!
Zucker ist also ein gefährliches Zeug?
Nö, stimmt nur zur Hälfte. Zeitpunkt und Menge sind ebenfalls das Problem. Wenn ich nach dem Mittagessen einmal ein kleines Stück Kuchen esse, dann geht der Blutzuckerspiegel nicht durch die Decke und ich kann mir ruhig etwas Soulfood gönnen.
Zucker ist auch ein geiles Zeug!
Wirklich? Ja! Wenn wir Zucker zu einem intensiven Training verwenden. Genügend Glukose ist die Voraussetzung dafür, dass wir während des Trainings auch wirklich vermehrt Säuren produzieren können. Säuren, bzw. die aus der Milchsäuren entstehende Base-Laktat, hat unter Trainingsbedingungen viele stimulierende Wirkungen auf den Körper:
- Der Körper hat eine metabole Redundanz, das heisst, er kann im Stressalltag auch auf Laktat als Energie zurückgreifen. Er kann also Stress besser verarbeiten.
- Durch Laktat erhöhen wir die Angiogenese in der beanspruchten Muskulatur, was lokal den Stoffwechsel, also auch die Leistungsfähigkeit/Regeneration erhöht.
- Wenn wir vermehrt Säuren während dem Training produzieren, dann versucht der Körper sich zu schützen und erhöht die Puffersubstanzen in der Zelle. Er baut auch vermehrt Kanäle, durch welche Säuren aus der Muskelzelle entweichen können.
Cool, oder? Zucker zum intensiven Training ist deutlich wichtiger als alle Pülverchen mit Puffer drin, welche man kaufen kann. Zudem erhöht Zucker die Trainingsintensität und somit auch den Spass am Training.
Fazit: Zucker ist Gift, aber auch «Medizin» zugleich und es wäre wichtig, wenn dies jene zu Kenntnis nehmen, welche das liebe Süssungsmittel pauschal als grosses Problem darstellen.
Herzlich Jürg Hösli