Zucker in der Schwangerschaft?
Können wir verhindern, wenn …
Was du zum Schutz deines Babys über Gestations- oder Schwangerschaftsdiabetes wissen und warum du dich in der Schwangerschaft begleiten lassen solltest. Ein Fachartikel von Jeanette Siegenthaler, Hypnose- und Ernährungsberaterin beim erpse Institut.
Der Bauch wächst, die Hormone spielen verrückt, hin und her wälzen statt schlafen, Essensgelüste oder gar kein Appetit mehr. Stress pur! Auch wenn es jetzt etwas fachlich wird, sind die kommenden Zeilen wichtig für dich und dein ungeborenes Kind.
Ca. in der 21. Schwangerschaftswoche wird durch den oGTT (oraler Glukose Toleranz Test) getestet, ob der Körper der werdenden Mutter den Blutzucker beider Kreisläufe ausreichend regulieren kann. Wichtig zu wissen: Die Schwangerschaftshormone verringern die Insulinsensitivität an der Muskelzelle der Mutter, was einen erhöhten Blutzuckerspiegel zur Folge haben kann. Der Fötus ernährt sich von diesem höheren Angebot und wächst somit schneller. Daraus entwickelt sich ein zu hohes Geburtsgewicht, woraus die Gefahr einer Frühgeburt mit noch nicht ausgereiften Organen und Geburtskomplikationen entsteht. Um dies zu verhindern, wird frühzeitig die Insulinsensitivität mit dem Provokationsstest (oGTT) geprüft. Frauen trinken 50 oder 75 Gramm reine Glucose, ihr Blutzucker wird vorher, eine Stunde sowie zwei Stunden danach gemessen. Die Zielwerte sind strenger gesetzt als beim Diabetes Typ 2!
Risikofaktoren:
- Schwangerschaftsdiabetes in einer früheren Schwangerschaft
- Alter über 35 Jahre
- Wiederholte Fehlgeburten
- Einnahme bestimmter Medikamente wie Cortisol
- Polyzistisches Ovarialsyndrom (PCO) der Frau
- Asiatische Herkunft
In meiner langjährigen Praxis habe ich oft schlanke, sportliche Frauen mit Gestationsdiabetes betreut. Der Schock nach der Diagnose war in der Regel gross: Jede Klientin war davon überzeugt, sich explizit an eine ausgewogene (über)gesunde Ernährung gehalten zu haben, Sport im Alltag inklusive. Doch ein restriktives Essverhalten vor der Schwangerschaft begünstigt den Zellstress sowie hormonelle Verschiebungen und kann per se den Blutzucker erhöhen. In Kombination mit den Schwangerschaftshormonen kann es dann zur Insulinsensitivität der Mutter kommen – ein Gestationsdiabetes etabliert sich.
Therapie
Liebe schwangere Frauen, es geht nicht darum, sich durch eine Kohlenhydratrestriktion zu guten Blutzuckerwerten zu hungern! Der erhöhte Nährstoffbedarf, vor allem im letzten Trimenon in der Schwangerschaft, muss für Mutter und Kind abgedeckt werden! Darum ist eine fachkundige Begleitung, eine Evaluation des Nährstoffbedarfes der schwangeren Frau mit genauen Kohlenhydratangaben auch so wichtig. Regelmässiges Messen der Blutzuckerwerte – nüchtern mit max. 5.2 mmol/L 1h postprandial unter 8 mmol/L und 2h postprandial unter 7 mmol/L – gibt Aufschluss, ob eine Therapie eingeleitet werden muss, um ein zu schnelles Kindswachstum zu verhindern. Je mehr Messungen, umso besser kann das Fachteam reagieren.
Generell gilt
- Keine gezuckerten Getränke, Fruchtsäfte und selbstgepresste Fruchtsäfte
- Vollkornbrot statt Weissbrot
- Wenig asiatische Gerichte mit weissem Reis und Sweet-and-Sour-Saucen
- 3 Komponenten Menü
- Regelmässige Zwischenmahlzeiten, optimal 1 Frucht mit einer Handvoll Nüssen
Du bist bereits betroffen? Dann schiebe dir bitte nicht die Schuld zu, nutze die Energie lieber, um mit Compliance das Beste für dein Baby und eine wunderbare Geburt herauszuholen. Es lohnt sich, um deinem Liebling durch eine Hypoglykämie (das ist die Unterzuckerung beim Trennen der Nabelschnur) den ersten Stress zu ersparen.
Beratung wird über die Grundversicherung abgedeckt
Ich habe unzählige Frauen auf diesem Weg begleitet und werde dir Sicherheit vermitteln. Wenn Geld eine Rolle spielt: Meine Beratung wird über die Grundversicherung / Schwangerschaft abgedeckt. Ich benötige nur eine Verordnung deines Gynäkologen bzw. deiner Gynäkologin. Eine Betreuung ist vor Ort bei erpse in Winterthur und für alle, die nicht kommen können, auch online über Zoom möglich. Bei Interesse sende mir eine E-Mail an js@erpse.ch
Herzlich,
Deine Jeanette